Hearst Castle, San Simeon

02/2023, 01/2024

Vom Morro Rock Statepark aus fuhren wir ein Stück die Küste hoch nach San Simeon zum Hearst Castle,

ein gewaltiges Schlossähnliches Gebilde, das der Zeitungsverleger William Randolph Hearst, von 1919 bis 1947, in San Simeon auf einem Hügel mit Blick auf den Pazifik erbaute.

Das Castle selbst besuchten wir nicht, da wir wegen des Hundes die Touren nur einzeln hätten buchen können. Zudem müsste man, um alles zu sehen unzählige Führungen buchen, die jeweils mit 25$ beginnen und soviel ist mir die Hybris reicher Männer auch wieder nicht wert. Dafür sahen wir aber – für umme – einen sehr ausführlichen, interessanten Film über das Leben dieses reichen Mannes, dem Zeitungsverleger William Randolph Hearst, und die Vorgeschichte die zu Erbauung dieses Dings führte.

Um sein Schloss nach dem Vorbild europäischer Baustile und Epochen zu bauen sammelte er Ideen und Möbel aus Europa und ließ sie einschiffen, herausreißen, erneuern, bis ihm 1937 endlich das Geld ausging.

Ein Projekt, dass der Beklopptheit unseres König Ludwigs in Neuschwanstein in nichts nachsteht.

Update 01/2024

Zu Ehren des Besuchs unserer Tochter, entschlossen wir, ihr diesen Teil der Bildung nicht vorzuenthalten und machten in diesem Jahr eine Tour durch das

Hearst Castle

Vom Visitor Center aus war schon der Bustransfer zum Schloss ein beeindruckendes Erlebnis: eine steile und kurvenreiche Strecke mit immer neuen Perspektiven: hinauf zum Schloss, über die Hügellandschaft, hin zum Meer.

Unser Rundgang – die Grand Room Tour – startet unterhalb der Neptun-Terrasse. Dann ging es zum Neptun-Pool, der von einem Säulengang und einer Tempelfassade in klassisch griechischem Stil eingefasst ist (Bild1).

Einem Rundweg mit klassischen Statuen folgend konnte man die sehr großzügigen 3 Gästebungalows Casa del Monte, del Sol und del Mar von außen betrachten. An der Süd-Terrasse waren Jahrtausende alte ägyptische Statuen zu sehen (Bild2). Jetzt steht man vor dem Haupteingang (Bild3) zum Schloss, der sehr reich mit Skulpturen verziert ist, heute aber aus konservatorischen Gründen wenig benutzt wird.

Links und rechts erheben sich die 2 Türme mit jeweils 18 Glocken, der Gesamteindruck des Portals erinnert an spanischen Kolonialstil. Die Tour lässt das Schloss links liegen, und wir betreten das Innere durch den Seiteneingang des Südflügels (Bild4). Das Schloss ist in Stahlbetonkonstruktion ausgeführt, und an der gesamten Vorderseite mit Marmor verkleidet, auf der Rückseite fehlt diese Verkleidung teilweise, ein Indiz, dass irgendwann das Geld zu Ende ging.

Der Seiteneingang ist in einem gotischen Stil ausgeführt. Man betritt die Haupthalle, beeindruckende Höhe von ca. 7 Metern, die Wände mit mittelalterlichen Wandteppichen und Reliefs geschmückt. Möbel passend in dunklem Holz und Wandverkleidungen wie Chorgestühl in Kirchen ergänzen das Bild (Bild5). Hier nahmen die Gäste von Hearst ihre Cocktails ein.

Danach kam das Refektorium, wo das gemeinsame Essen eingenommen wurde. Diese Halle ist mit Fahnen an der Decke geschmückt, die die verschiedenen Parteien im Pferderennen rund um Sienna‘s Marktplatz darstellen (Bild6). Schwere Sitzmöbel, die aber zusammenklappbar ausgeführt sind und eine sehr lange Tafel bieten Platz auch für größere Gästegruppen.

Der Morning-Room bot den Gästen alle Infrastruktur, um ihren Geschäften und Neigungen nachzugehen. Die heute wunderschöne Kassettendecke musste erst mühsam von einer Rußschicht befreit werden, die durch jahrzehntelange Kaminnutzung sich abgelagert hatte.

Es schloss sich das Billiard Zimmer an; in diesem erscheinen die Carambole- und Pool-Tische irgendwie klein, weil der Raum drumherum gigantisch ist. Im Filmsaal wurden private Filme vorgeführt.

Danach wurde das zweite Schwimmbecken im Keller gezeigt: Zehntausend Fliesen aus Murano sind hier verbaut (Bild7).

Die Vorgeschichte des Schlosses: Es wurde von William Randolph Hearst (1863 – 1951) erbaut. Dieser war ein Medienmogul und einer der Stammväter der „Yellow Press“.  Sein Vater hatte als Minenbesitzer ein sehr großes Vermögen erworben, seine Mutter war sehr kunstsinnig und hat ihren Sohn auf eine „Grand Tour“ zu den wichtigsten Kulturdenkmälern Europas mitgenommen.

Daraus speiste sich Hearst’s breite Begeisterung für Kunst, und so begann er 1919 kurz nach dem Tod seiner Eltern mit dem Bau seines Traums. Bis 1937 wurde immer weitergebaut, teilweise Fertiges wieder herausgerissen und durch etwas anderes ersetzt, bis das Geld endlich alle war.

Die gesamte Durchführung lag in den Händen von Julia Morgan, einer echten Powerfrau, die als Erste ein Architekturstudium an der Ecole des Beaux Arts in Paris absolvierte, vorher hatte sie schon in Amerika Civil Engineering studiert.

Hearst hat – nach dem ersten Weltkrieg mussten viele Adlige Besitz zu Geld machen – ganze Stockwerke aufgekauft, um seine ca.160 Räume auszustatten und zu möblieren.

Im persönlichen Umgang soll Hearst angenehm und zuvorkommend gewesen sein, das Können und Potential von Frauen gesehen, anerkannt und genutzt haben. Nach und nach wurden seine Ansichten immer konservativer bis er schlussendlich Nazi-Propaganda in seinen Blättern veröffentlichte.

Seine Geschichte war für Orson Welles eine wichtige Vorlage für Citizen Kane; auch das Schloss Xanadu kommt in diesem Film vor.

Insgesamt interessanter als erwartet, obwohl es persönlich nicht so mein Stil ist, aber ich mag auch keine Wagnermusik, das nur als Platzhalter für eine für mich überladen und übersättigt wirkende eklektische Zusammenstellung.

© Juergen Rasch

San Simeon – Hearst Castle Statepark

Seelöwenkolonie auf Piedras Blanca

Morro Bay Statebeach