Palm Springs – Art Museum

101 Museum Drive, Palm Springs, CA 92262

Donnerstag ab 16 Uhr freier Eintritt

Der Eintritt war frei (s.o) und das Museum voll mit kunstinteressierten Besuchern. Auffällig war ein hoher Anteil mit asiatischem Background (vermutlich Chinesen, Inder und Japaner), der deutlich über ihrem Anteil in der Gesamtbevölkerung lag, viele mit kleinen Kindern und Jugendlichen. Wie schon oft an anderer Stelle,  waren auch hier sehr nette Freiwillige vor Ort, um jeder Frage ausführlich Antwort zu geben.

Aus der bekannten Sammlung von Ted Weiner werden Skulpturen und Plastiken aus der Frühphase der Moderne gezeigt: Jean Arp, Archipenko, Henry Moore, Pablo Picasso; auch Richier mit dem Pferd mit 6 Köpfen war zu sehen. Auch interessant: das altägyptische Motiv eines Würfelhockers in moderner Gestalt: Antony Gormley baut aus einer Vielzahl von Stahlquadern eine sitzende Gestalt. Sehenswert die Sonarantwort des Pazifikbodens als Skulptur aus Marmor, in ringförmiger Gestalt, sehr  fotogen.

Auch bei der Malerei waren bekannte Namen vertreten: mehrere Werke von Vasarely! Helen Frankenthaler’s Caroussel: riesiges Gemälde in ihrer typischen Arbeitstechnik, verdünnte Farbe direkt auf die Leinwand gießen und dort verarbeiten, ab und zu auch dicke Pigmentaufträge, die dann wohl gespachtelt wurden. Diese Technik steht im reizvollen Kontrast zu Pollock, mit dem sie gut bekannt war. Ihre Technik erzeugt ein beeindruckend dynamisch wirkendes Bild, man spürt richtig den Schwung des Karussells und sieht den Hintergrund außen verwischt vorbeiflitzen.

Von M. Bradford war das Bild „Rattenfänger von Hameln IV“ ausgestellt; leider konnte mir keiner nähere Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte und zur Namensfindung geben.

Es gibt umfangreiche Exponate von Kunst indigenem Backgrounds, moderne im Kontrast zu Maya, Inka oder allgemeiner pre-Columbic Art. Viele Werke von lokalen Künstlern, die sich mit Art of the West beschäftigen, die mir persönlich aber eher unbekannt, fremd oder weniger interessant erschienen.

Auch sehenswert: die Sonderausstellung „A Designer‘s Universe“, die sich dem Leben und Wirken von Alexander Girard (1907 – 1993) widmet, einem der wichtigsten Designer der frühen 50er, 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, Innenarchitekt und nicht zuletzt auch bekannter Sammler von Spielzeug und internationaler Volkskunst. Seine Mutter war Amerikanerin, sein Vater italienisch-französischer Abstammung; geboren in Santa Fe (an anderer Stelle New York ?), aufgewachsen in Florenz, von 1917 bis 1924 besuchte er eine Boarding School in England, Architekturstudium in London bis 1929, dann Designer und Innenarchitekt in New York. Beispiele von merkwürdig vertraut wirkenden Tapeten und für die Epoche charakteristischen Häusern und Restaurant-Interieurs; Unternehmen und Fluggesellschaften ließen sich von ihm Büro-Umgebungen und Innenräume gestalten.

Auch interessant: anscheinend war es ihm auf der Boarding School langweilig, er erfand ganz nebenbei ein eigenes Imperium, und gestaltete es mit allen Details aus: Briefmarken, Wappen, Karten und Geheimschriften (Stichwort: Republic of Fife) … 

Historisches Detail: der von uns auch besuchte Living Dessert Zoo and Gardens ist aus einer gemeinsamen Wurzel entstanden, hat sich dann abgespalten und selbstständig gemacht.

Insgesamt ein sehenswertes Museum schön gelegen am Fuß des Mount San Jacinto. Ein Besuch ist empfehlenswert.

Das Palm Springs Art Museum hat neben dem oben beschriebenen Haupthaus noch weitere kleinere Museen zu bieten, eines davon befindet sich in Palm Dessert: The Galen und der Sarkowsky Sculpture Garden. Dort gab es eine kleine Ausstellung von Fotografien zu sehen, die sich alle mit der Erinnerung an historische Momente auseinandersetzen. Die „gute alte Zeit“ war viel stärker von Konflikten zwischen gesellschaftlichen Gruppen, aber auch Generationen bestimmt, als man normalerweise in seiner Erinnerung präsent hat. Die ausgestellten Werke brachten den großen Streik der Landarbeiter aus Mexiko im Coachella Valley, die Bürgerrechtsbewegung und die Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg zurück. Eine sehr interessante Arbeit von Jennifer Karady stellte – wie in einem Diorama – das Flash-Back Erlebnis eines US-Marines dar, der im Irakkrieg Sprengfallen entschärft hat. Als Staff Sergeant Kyle Winjum mit Freunden in einer Bar zusammensaß, hat ein trivialer Fotoblitz ihn urplötzlich an eine Explosion und alle damit zusammenhängenden Emotionen erinnert und er war davon so total überwältigt, dass er psychologisch betreut und unterstützt werden musste. Das Foto stellt alle Aspekte dieser Geschichte dar, den Zusammenprall von Allerweltsgegenwart und den Kriegserinnerungen,  und macht sie nachvollziehbar und -erlebbar.

Der Garten draußen war wunderschön angelegt, man sah eine wohlabgestimmte Pflanzenvielfalt kombiniert mit kunstvollen Wegen, Wasserspielen und mit Kunst: der offizielle Lageplan nennt 14 Skulpturen und 60 Pflanzen! Insgesamt sehenswert und anregend.

© Jürgen Rasch-Menges